Häufige Fragen

Wer steckt hinter Buchstart?

Buchstart ist ein Projekt der Freien und Hansestadt Hamburg, initiiert von der Behörde für Kultur und Medien. Die praktische Umsetzung liegt in den Händen des Vereins Seiteneinsteiger. Das Projekt wird ermöglicht durch öffentliche Mittel und die Unterstützung von verschiedenen Unternehmen und Stiftungen. Das Verlagshaus Gruner+Jahr ist seit 2007 Hauptförderer von Buchstart.

Bücherhallen, Elternschulen, Stadtteilkulturzentren … Buchstart ist mit vielen kulturellen und pädagogischen Institutionen in Hamburg vernetzt. Allein im Bereich „Gedichte für Wichte“ arbeiten wir mit über 60 familiennahen Einrichtungen zusammen.

Die 160 Hamburger Kinderärzte und -ärztinnen sind ebenfalls sehr, sehr wichtige Partner für uns.

Wer hat das Buchstart-Konzept entwickelt?

Das konkrete Hamburger Konzept wurde vom Buchstart-Team in Zusammenarbeit mit dem eigens gegründeten Buchstart-Beirat entwickelt. Der wissenschaftliche Beirat bestand aus: Prof. Dr. Stefan Aufenanger, Institut für Medienpädagogik an der Johannes Gutenberg Universität Mainz/Stiftung Lesen, Prof. Dr. Dagmar Bergs-Winkels, Studiengang Bildung und Erziehung in der Kindheit, Hochschule für Angewandte Wissenschaften Hamburg, Kirsten Boie, Kinder- und Jugendbuchautorin, Hamburg, Maren Elfert, Unesco Institut für lebenslanges Lernen, Hamburg, Prof. Dr. Ursula Neumann, Institut für International und Interkulturell Vergleichende Erziehungswissenschaften, Arbeitsstelle Interkulturelle Bildung an der Universität Hamburg, Regina Pantos, Arbeitskreis Kinder- und Jugendliteratur, München/Staatliche Fachschule für Sozialpädagogik, Berlin, und Dr. Gabriele Rabkin, Landesinstitut für Lehrerbildung, Hamburg.

Gibt es Buchstart noch in anderen Ländern oder Städten?

Von Hamburg aus konnten wir mit Rat und praktischen Hilfen dazu beitragen, dass u.a. die Städte Lüneburg, Celle, Nienburg/Weser, Filderstadt und Geislingen an der Steige ihre eigenen Buchstart-Projekte starten konnten. In Bremen gibt es “Gedichte für Wichte”-Gruppen in allen Stadtteilbibliotheken. 2017 kam mit der Stadt Neumünster ein weiteres Nordlicht dazu.

Wie kommen die Buchstart-Taschen zu den Kindern?

Die Buchstart-Taschen sind grundsätzlich in allen Hamburger Kinderarztpraxen vorrätig. Alle Eltern, die mit ihrem Kind zur routinemäßigen Gesundheitsuntersuchung U6 gehen (im Alter von ca. 12 Monaten), erhalten das Paket am Ende der Untersuchung von der Kinderärztin bzw. dem Kinderarzt.

Warum hat mein Kind keine Buchstart-Tasche bekommen?

Wir versuchen, unser Motto „Bücher für alle“ zu erfüllen und allen Hamburger Babys im Rahmen der U6 eine Buchstart-Tasche zu schenken. Wenn Ihr Kind leer ausgegangen sein sollte, könnte dies folgende Gründe haben:
– Ihre Kinderarztpraxis hatte kurzfristig keine Buchstart-Taschen mehr vorrätig oder die Übergabe wude vergessen, weil zu viel los war. Bitte fragen Sie bei Ihrem nächsten Besuch noch einmal beim Praxispersonal nach Ihrer Buchstart-Tasche.
– Ihre Kinderarztpraxis liegt in Schleswig-Holstein oder Niedersachsen und kann deshalb nicht an Buchstart teilnehmen. Bitte schicken Sie uns eine Nachricht, wir finden dann eine Alternative für Sie.
– Sie haben die U6 nicht beim Kinderarzt/der Kinderärztin machen lassen, sondern in einer allgemeinärztlichen Praxis. Diese Praxen nehmen in den meisten Fällen nicht an Buchstart teil. Bitte schicken Sie uns eine Nachricht.

Welchen Nutzen haben die Kinder von Buchstart?

Neurowissenschaftliche Untersuchungen der letzten Jahre kommen übereinstimmend zu dem Ergebnis: Die ersten fünf Jahre sind entscheidend für die Entwicklung der Sprache und des Denkens – beim Schuleintritt sind viele Weichen bereits gestellt.

In den ersten Lebensjahren entwickeln sich Sprach- und Denkmuster im kindlichen Gehirn, die ein Leben lang bestehen bleiben und großen Einfluss auf seine spätere intellektuelle Entwicklung haben. Dieser Prozess, in dem grundlegende neuronale Muster entstehen, hat bereits im Alter von etwa 5 Jahren seinen Höhepunkt überschritten und ist zum Beginn der Pubertät mehr oder weniger abgeschlossen. Danach wird das Lernen zur anstrengenden Pflichtübung. Und analog zum Sport gilt auch für das Gehirn: Ein Muskel, der nicht trainiert wird, verkümmert.

Kinder lernen Sprache unbewusst, durch Beobachtung und Nachahmung der Erwachsenen in ihrer Umgebung. Dazu müssen sie mit Erwachsenen sprechen, und zwar mit echten. Von einem Fernseher hat noch kein Kind der Welt sprechen gelernt. Im Gegenteil: der „automatische Babysitter“ macht Kinder „sprachlos“ im schlimmsten Sinne des Wortes.
Das Bilderbuch bietet unendliche Möglichkeiten, mit Kindern zu sprechen, zu spielen, ihr Hör- und Sprechvermögen anzuregen, ihren Wortschatz zu erweitern, ihr Gedächtnis zu fördern, sie mit neuen Dingen und Situationen vertraut zu machen, sie anzuregen, zu fesseln oder ganz einfach Spaß mit ihnen zu haben.

Mit den Anregungen aus der Buchstart-Tasche und den Liedern, Reimen und Fingerspielen können Sie die Sprachentwicklung Ihres Kindes optimal fördern. Und auch für die Eltern ist die intensive Bücher- oder Liederzeit mit dem Kind oft ein überraschend schönes Erlebnis. Zu sehen, wie sich die Kinder für die Bilder und Reime begeistern und wie ihr Wissen und ihr Wortschatz von Tag zu Tag wachsen, ist eine beglückende Erfahrung.

Wie wird der Erfolg von Buchstart gemessen?

Seit Projektbeginn 2007 wurde unsere Arbeit fortlaufend von einer Forschungsgruppe unter der Leitung von Prof. Dr. Schulte-Markwort von der Klinik und Poliklinik für Kinder- und Jugendpsychosomatik am Universitätskrankenhaus Hamburg-Eppendorf/UKE) evaluiert. Die Evaluatoren befragten u.a. Eltern, Ärzte und Mitarbeiter der „Gedichte für Wichte“-Gruppen. Sie untersuchten die Qualität und Beliebtheit der Buchstart-Materialien ebenso wie das Lese- und Spielverhalten der Familien.

Die Psychologin Ester Kuhlmann hat  im Rahmen ihrer Dissertation das Buchstart-Projekt mehrere Jahre lang wissenschaftlich begleitet. Mehrere Teilergebnisse ihrer Evaluationen haben wir in den letzten Jahren auf der Website veröffentlicht.
Ester Kuhlmann untersuchte die Struktur-, Prozess- und Ergebnisqualität von Buchstart. Sie konnte zeigen, dass die Voraussetzungen und die Umsetzung des Projekts hochwertig sind und insgesamt den quantitativen sowie qualitativen Anforderungen entsprechen, um den Erfolg eines solch großflächig angelegten Sprachfrühförderprojekts zu ermöglichen. Die Untersuchungsergebnisse weisen zudem positive Verhaltensänderungen der Eltern und einen signifikant stärkeren Sprachzuwachs der teilnehmenden Kinder im Vergleich zur Kontrollgruppe nach.
Die meisten Programme zur gezielten Sprachförderung beginnen in Deutschland frühestens im Kindergarten. Frühförderprojekte für unter dreijährige Kinder wurden im deutschsprachigen Raum bislang kaum wissenschaftlich ausgewertet  und wenn doch, dann häufig partiell und im Schwerpunkt qualitativ. Die Sprachförderkompetenzen der Eltern von Kindern diesen Alters sind so gut wie unerforscht. Die vorliegende Arbeit ist die erste so umfassende Evaluation eines groß angelegten Sprachfrühförderprojekts für Kinder unter drei Jahren, die auch die elterlichen Kompetenzen einbezieht.

Ester Kuhlmann:
Buchstart Hamburg
Evaluation eines kulturpädagogischen Sprachfrühförderprogramms
Schriften zur Entwicklungspsychologie, Band 35
Hamburg: Verlag Dr. Dr. Kovač 2013, 358 Seiten,
ISBN 978-3-8300-7396-3
www.verlagdrkovac.de